SPIEGEL ONLINE: Herr Finke, Sie haben Flugbegleiter, Bodybuilder, Mitglieder von US-Studentenverbindungen und Footballspieler an Highschools fotografiert. Warum nun HipHop-Tänzerinnen?
Finke: Im vergangenen Sommer war ich bei einem Foto-Festival in Italien,Cortona On The Move. Dort hat mir eine Redakteurin der Zeitschrift "D Magazine" von "HipHop Honeys" erzählt. Sie hatte eine BBC-Dokumentation darüber gesehen und glaubte, das Thema würde zu mir passen - in der Tradition meiner vorherigen Projekte über bestimmte Personengruppen. Ich habe zugesagt. Ich mag es, wie sich Kunst und Kommerz überschneiden.
SPIEGEL ONLINE: Ließen sich die Frauen gerne fotografieren?
Finke: Jeder ist bei den Videodrehs am Set, um gesehen zu werden. Meine Kamera ist nur eine weitere, die das Ego stärkt.
SPIEGEL ONLINE: Haben die Frauen etwas dagegen, auf diese Art - knappe Kleidung, auffälliger Schmuck, manchmal Waffen als Requisiten - gezeigt zu werden?
Finke: Die Models, wie jeder sonst auch, haben ihre eigenen Ziele. Sie profitieren davon, bei den Videodrehs dabei zu sein. Sie wissen ganz genau, wie sie dort gezeigt und gesehen werden.
SPIEGEL ONLINE: Können die Models von ihrem Job leben?
Finke: Schwer zu sagen. Manche machen das Vollzeit, andere versuchen sich erst mal in dem Geschäft.
SPIEGEL ONLINE: Hatten Sie das Gefühl, dass die Frauen ausgebeutet werden?
Finke: Das ist eine heikle Frage. Ich habe mit dem Projekt gerade erst angefangen, da will ich es mir mit meinen Kontakten nicht verderben. Deshalb äußere ich mich dazu lieber nicht.
SPIEGEL ONLINE: Fühlten Sie sich bei den Videodrehs zu Hause oder wie in einer fremden Welt?
Finke: Es ist nicht die Welt, aus der ich komme. Aber ich lerne, weil ich mich darin bewege. Das ist das Tolle an meinem Job.
SPIEGEL ONLINE: Wie meinen Sie das?
Finke: Als Fotograf bin ich in der Welt unterwegs. Mich überraschen immer wieder die einzigartigen Situationen, in die ich gerate. Ich fotografiere Stewardessen in Flugzeugen, ich fahre bei Polizisten mit, wenn sie Haftbefehle zustellen, und bin beim Dreh von HipHop-Videos dabei. Es ist immer was Neues.
SPIEGEL ONLINE: War es schwierig, Zugang zu den Videodrehs zu bekommen?
Finke: Ich habe Fotoredakteure von Musikzeitschriften angeschrieben, über die kam ich in Kontakt mit Castingspezialisten. Nach ein paar Monaten habe ich einen Anruf bekommen, bei einem Videodreh in einer Zigarrenbar in Harlem zu fotografieren.
SPIEGEL ONLINE: Wo haben Sie die "HipHop Honeys" sonst noch fotografiert?
Finke: Bisher nur in New York City. Ich hoffe, dass es bald auch nach Los Angeles und Übersee geht. Wir werden sehen, wohin es mich verschlägt und wie lange es dauert.
SPIEGEL ONLINE: Was glauben Sie denn?
Finke: Ich fotografiere parallel zu meiner redaktionellen und kommerziellen Arbeit. Die meisten meiner persönlichen Projekte dauern zwei bis drei Jahre. So ein Zeitraum eignet sich gut dafür, besessen an einem bestimmten Thema zu arbeiten, es gründlich zu durchdringen, bevor man es leid wird und zu etwas Neuem weiterzieht.
Die Fragen stellte Benjamin Schulz
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